Bericht der
Geschäftsführung
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen – rückläufige Konjunktur
Berechnungen des statistischen Bundesamts zufolge hat die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Jahr 2023 um 0,3 Prozent abgenommen, nachdem im Jahr 2022 noch ein Wachstum von 2,0 Prozent verzeichnet wurde.
Hauptgrund für die schwache wirtschaftliche Entwicklung ist, dass sich nach dem Krisenjahr 2022 die Industrie und der private Konsum langsamer erholen als zu Beginn des Jahres erwartet wurde. Die Wirtschaftsleistung hat inzwischen zwar wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht, der starke Anstieg der Energiepreise 2022 hat die Erholung aber erheblich gebremst und vor allem in den energieintensiven Industrien zu deutlichen Produktionsrückgängen geführt. Zudem wurde den privaten Haushalten aufgrund der starken Verbraucherpreisinflation massiv Kaufkraft entzogen. Positive Anzeichen resultierten aus den Tarifabschlüssen, die die Kaufkraft der Haushalte erhöht und damit den privaten Konsum wieder stabilisiert haben.
Die weiterhin hohe Inflation hat sich zuletzt merklich verringert. Eine maßgebliche Rolle hat hierbei die Dezember-Soforthilfe des Bundes gespielt. Sie drückte die Inflationsrate spürbar nach unten. Der Bund hat im Dezember die Monatsabschläge für Gas und Wärme übernommen. So verringerten sich die Belastungen der Kunden für Energie gegenüber dem Vormonat kräftig. Durch die seit Januar wirksam gewordenen Gas- und Strompreisbremsen sind die Höchststände aus dem letzten Jahr mit Inflationsraten von über 10 Prozent überwunden.
Mit dem Krieg in der Ukraine und den hierdurch ausgelösten Folgen an den Energiemärkten hat die energiepolitische Agenda der Bundesregierung nicht an Bedeutung verloren, welche die folgenden Themen beinhaltet: die Versorgungssicherheit gewährleisten, der Energiewende neuen Schwung verleihen, den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen, die klimaneutrale Wärmeversorgung ausbauen und die Anstrengungen zur Reduktion von CO2-Emissionen intensivieren. Sämtliche Maßnahmen sind dabei auf den 1,5-Grad-Pfad der internationalen Klimaschutzvereinbarungen ausgerichtet.
Das Energiejahr 2023
Im ersten Jahr nach der Energiekrise hat sich die deutsche Energiewirtschaft erfolgreich stabilisiert und zeigte sich sehr robust. Zusätzliche Gaslieferungen aus Westeuropa und zuverlässige LNG-Importe sorgten für eine gesicherte Gasversorgung. Seit Beginn 2023 sanken die Energiepreise wieder, liegen aber immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. 2023 stammte erstmals mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien. Sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch waren rückläufig. Die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft sind im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent gesunken.
Energieverbrauch erneut rückläufig – erneuerbare Energien im Plus – Erdgasversorgung gesichert
Den größten Einfluss auf den Rückgang des Energieverbrauchs hatte neben dem Energiesparverhalten der Haushalte, die zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch hatte. Die milde Witterung, ähnlich mild wie im Vorjahr, hatte ebenfalls einen Einfluss auf den rückläufigen Energieverbrauch.
Um die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern, hatte die Politik Entlastungspakete für Energie verabschiedet. Dazu zählten die Strom- und Gaspreisbremsen für alle Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen. Diese im Herbst 2022 eingeführten Energiepreisbremsen sind zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen. Als zusätzliche Entlastung für Wärmekunden hatte die Bundesregierung darüber hinaus eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen und Fernwärme beschlossen. Von Oktober 2022 an wurde der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent gesenkt. Die Maßnahme wurde bis zum 31. März 2024 befristet.
Geschäftsentwicklung
Im Geschäftsjahr 2023 konnten wir uns trotz Energiekrise und eines hart wettbewerbsorientierten Energiemarkts erneut erfolgreich positionieren. Deutlich über Plan liegende Ergebnisse bei der Strom- und Gasversorgung sowie einem leicht über Plan liegenden Ergebnis im Freizeitbad stehen geringere Ergebnisse in der Wärme- und Wassersparte gegenüber.
Im Rahmen der Vorsorge durch Rückstellungen im Jahr 2022 konnten Beschaffungsrisiken 2023 abgemildert werden, was neben anderen Effekten wie höheren Beteiligungserträgen zu einem erfreulich guten Jahresergebnis führte. Die Besucherzahlen in der Sauna übertrafen unsere Erwartungen, was sicher in ihrer kontinuierlichen Attraktivitätssteigerung begründet liegt. Auch im Bad setzt sich der positive Trend steigender Besucherzahlen fort.
Ziel der Detmolder Trinkwasserversorgung ist es, das Lebensmittel Nr. 1 dauerhaft zu sichern. Zum größten Bauprojekt 2023 zählt der Ersatzneubau des Trinkwasserhochbehälters „Grotenburg“. Mit der anschließend erfolgten Sanierung der zweiten Kammer des Hochbehälters Kupferberg wurden die umfassenden Erneuerungsarbeiten des größten Detmolder Trinkwasserhochbehälters 2023 abgeschlossen.
Mit einer Investition von rund 4,3 Mio. Euro sicherten die Stadtwerke im Berichtsjahr eine zukunftsweisende Stromversorgung in Detmold. Einen wichtigen Beitrag leistet hierzu das neu errichtete Umspannwerk Spork, das 2023 in Betrieb genommen wurde. Mit hochmodernen Betriebsmitteln haben wir den Knotenpunkt der Energieversorgung leistungsfähiger und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Um auch zukünftig die Stromversorgung zuverlässig gewährleisten zu können, ersetzen die Stadtwerke darüber hinaus demnächst die Technik im Umspannwerk Pivitsheide. Eine moderne, automatisierte Infrastruktur sichert hier zukünftig leistungsstark und wirtschaftlich die Stromversorgung.
Weitere Investitionen wurden in die Sanierung und Neuverlegung von Stromversorgungsleitungen und den Aufbau von Umspannstationen getätigt. Dies geschieht nicht zuletzt im Hinblick auf die weiterhin steigenden Zahlen regenerativer Energieeinspeisungen, von Elektrofahrzeugen und elektrischen Wärmepumpen.
Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie ist aktiver Klimaschutz. Dies gilt auch für das „Detmolder Solardach“. Mit dem Pachtmodell der Stadtwerke können Detmolder ohne eigene Investition regenerativ Strom auf ihrem Dach erzeugen und damit zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen.
Erdgas – den Stand der Technik halten
Im Jahr 2023 beliefen sich die Investitionen auf rund 0,5 Mio. Euro. Ziel ist es weiterhin, die Anlagen und Netze der Erdgasversorgung auf dem vorgeschriebenen Stand der Technik zu halten und damit die Bestandsanlagen zu sichern. Dies ist insbesondere auch deshalb sinnvoll, um die vorhandene Gas-Infrastruktur ggf. für einen möglichen Transport von Wasserstoff zukünftig nutzen zu können.
Ausbau der Fernwärme – Schlüsselposition für die Energiewende
Rund 65 Mio. Euro haben die Stadtwerke in den vergangenen zwölf Jahren in den Ausbau der Detmolder Fernwärmeinfrastruktur investiert. Gemeinsam wollen Stadt und Stadtwerke die Versorgung mit klimaschonender Fernwärme weiter vorantreiben. Vorgesehen ist dazu, die flächendeckende Erschließung weiträumiger Versorgungsbereiche sowie die Erweiterung zentraler Wärmeversorgungsanlagen in den kommenden Jahren umzusetzen. Die für einen Fernwärmeausbau vorgesehenen Stadtbereiche finden interessierte Detmolder im Internet unter www.stadtwerke-detmold.de. Zu den größten Baumaßnahmen zählten mit rund 800 TEuro neben Hausanschlüssen u. a. eine Verbindungsleitung vom Johannettental bis zur „Lippischen Landesbrand Versicherung“ sowie ein Ringschluss von Pinneichen bis zur Kreuzstraße.
An dieser Stelle danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement im abgelaufenen Geschäftsjahr. Dank unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten sich die Stadtwerke Detmold GmbH im zweiten Krisenjahr trotz anhaltend turbulenter Energiemärkte bewähren und dieses besondere Jahr 2023 mit einem sehr guten Geschäftsergebnis abschließen.
Risikomanagement: Chancen und Risiken im Blick
Die Anforderungen, die die Stadtwerke Detmold gemäß § 91 Abs. 2 AktG zur Einrichtung eines Risikomanagements verpflichten, werden mit dem Risikomanagementsystem „Ready4Risk“ umgesetzt. Auch 2023 wurde sichergestellt, dass bestehende Risiken erfasst, analysiert und bewertet sowie an die Entscheidungsträger weitergeleitet werden. Vor dem Hintergrund der weltweiten Krisen nimmt die Notwendigkeit zu, sich mit den Chancen und Risiken weiterhin intensiv auseinanderzusetzen. Hierzu findet ein regelmäßiger Austausch zwischen der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat bzw. dessen Vorsitzenden statt. Durch die Abschlussprüfer werden die Funktionsfähigkeit und kontinuierliche Umsetzung der Anforderungen zur Risikofrüherkennung geprüft und bestätigt.
Ausblick: „Wirtschaftsweisen“ senken Konjunkturprognose
Im vergangenen Herbst hatten die „Wirtschaftsweisen“ für 2024 noch ein Wachstum von 0,7 Prozent prognostiziert. Die Bundesregierung rechnet aktuell nur mit einem geringen Wachstum von 0,2 Prozent. Sie hatte unter anderem darauf verwiesen, dass die Weltwirtschaft noch nicht wieder richtig in Schwung gekommen sei. Für das Jahr 2025 wird von einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent ausgegangen.
Die Konjunktur wird daher 2024 kaum an Fahrt gewinnen. Das erste Quartal war bereits durch eine schwache, wirtschaftliche Dynamik geprägt. Im Jahresverlauf dürfte eine leichte konjunkturelle Erholung einsetzen. Der Rückgang der Inflation wird sich weiter fortsetzen. Wie lange der Rückgang der Inflation dauert, hängt entscheidend von der Energiepreisentwicklung und der Lohnentwicklung ab. EZB-Zinssenkungen bereits im ersten Halbjahr sind angesichts dieser Unwägbarkeiten nicht ausgemacht, für die Zukunft jedoch möglich. Die Dekarbonisierung bleibt auch im Jahr 2024 ein wesentlicher Aspekt der politischen und gesellschaftlichen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Erreichung des Ziels der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius.
Die Energiewirtschaft hat ihre Emissionen 2023 um 52 Mio. Tonnen gemindert und damit den mit Abstand größten Anteil zum Rückgang der Emissionen beigetragen. Damit hat sie ihre Emissionen gegenüber 1990 um 57 Prozent gemindert. Allerdings wurde dieses Ergebnis im Jahr 2023 nicht nur durch den Ausbau erneuerbarer Energien (EE) erreicht, sondern war zu großen Teilen auch durch Nachfrageeffekte getrieben.
Die Stadtwerke Detmold werden auch in Zukunft an ihrem Ziel der unternehmerisch erfolgreichen Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen festhalten, Versorgungssicherheit gewährleisten und in ein Energiesystem für nachfolgende Generationen investieren.

Jörg Karlikowski, Geschäftsführer