Bericht der
Geschäftsführung

Gesamtwirtschaftliche und energiepolitische Rahmenbedingungen

Das Jahr 2020 ist geprägt von der Corona-Pandemie. Ein außergewöhnliches Jahr mit einem alles bestimmenden Thema, welches auch an der Energiewirtschaft und dem Klimaschutz nicht spurlos vorbeigegangen ist. Aus dieser Perspektive kam es zu einer Rekord-Senkung der Treibhausgasemissionen. Was für viele existenzbedrohend war, sorgte zugleich dafür, dass die weltweiten CO2-Emissionen so stark gesunken sind wie nie zuvor. Um 7 % bzw. 2,4 Milliarden Tonnen gingen die Emissionen weltweit zurück, in Deutschland verminderten sie sich um etwa 10 %. Ursachen sind vor allem die geringere Energienachfrage, die gesunkene Industrieproduktion sowie ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen.

Konjunkturelle Entwicklung

Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge hat sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 um 5,0 % verringert. Durch die COVID-19-Pandemie ist die deutsche Wirtschaft somit nach einer zehnjährigen Wachstumsphase in eine tiefe Rezession mit deutlichen Spuren in nahezu allen Wirtschaftsbereichen geraten.

Der Energieverbrauch in Deutschland ging im vergangenen Jahr deutlich zurück. Berechnungen des BDEW zufolge wurden in Deutschland 3,4 % weniger Erdgas verbraucht als im Vorjahr. Der Rückgang des Stromverbrauchs durch Einschränkungen im wirtschaftlichen und öffentlichen Leben beträgt sogar 4,4 %. Für den spürbaren Rückgang sorgten vor allem die gesamtwirtschaftlichen und sektoralen Auswirkungen der Pandemie. Darüber hinaus bewirken eine erneut verbesserte Energieeffizienz, die Substitutionen im Energiemix sowie eine vergleichsweise milde Witterung zusätzliche Energieeinsparungen. Infolge dessen verbuchen im Jahr 2020 nur die Erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 46,2 % am Stromverbrauch einen neuen Höchstwert.

Das Energiejahr 2020

2020 gilt weltweit als eines der drei wärmsten aller bisher erfassten Jahre. In Europa war es so warm wie in keinem anderen Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Die Atmosphäre 2020 war durchschnittlich um 1,6 Grad Celsius wärmer als im vergangenen 30-jährigen Referenzzeitraum und damit um 0,4 Grad Celsius wärmer als das bisherige europäische Rekordjahr 2019. Der Wasserverbrauch liegt in 2020, bedingt durch die erneut langanhaltende Trockenheit in den Sommermonaten, auf dem Niveau des Vorjahres.

Geschäftsentwicklung

2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Die COVID-19-Pandemie hat unseren Alltag erheblich verändert und stellt uns auch weiterhin vor neue Herausforderungen. Sicherheitskonzepte wurden entwickelt, um dafür zu sorgen, dass die Energie- und Trinkwasserversorgung in Detmold weiterhin zuverlässig gesichert ist. Zahlreiche Kolleg*innen wurden in die Lage versetzt, mobil zu arbeiten, neue Büroräume sind angemietet worden und in unserem Freizeitbad Aqualip, wo die Corona-Krise besonders spürbar ist, mussten sich Mitarbeiter*innen in einem neuen Arbeitsumfeld zurechtfinden. Doch trotz schwieriger Rahmenbedingungen blicken die Stadtwerke Detmold auf ein erfolgreiches Jahresergebnis.

Während die Strom- und Erdgassparte Absatzeinbußen verzeichnen, ist durch die Pandemie die Bedeutung des Trinkwassers als verlässliche Säule der Daseinsvorsorge einmal mehr in den Fokus gerückt. Umfassende Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen sowie hohe Investitionen kennzeichnen die Sparte Trinkwasserversorgung auch im abgelaufenen Geschäftsjahr. Mit der Neubohrung eines Tiefbrunnens im Heidental in einer Tiefe von knapp 400 Metern und mit einer jährlichen Förderleistung von 700.000 Kubikmetern trägt der Tiefbrunnen zu einer sicheren und nachhaltigen Wasserversorgung bei.

Die Sparte Freizeitbad war im abgelaufenen Geschäftsjahr von der Pandemie besonders betroffen. Hier hatte die Schließung des Bades – trotz des Aspekts der Kurzarbeit – negative Auswirkungen auf unser Ergebnis zur Folge. Dies wird auch unser Geschäftsjahr 2021 beeinflussen, da von einem „Normalbetrieb“ im Freizeitbad und in der Sauna nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand auch in diesem Jahr noch nicht auszugehen ist.

Der Klimaschutz stellt auch weiterhin eine unverzichtbare Säule unserer strategischen Ausrichtung und gesellschaftlichen Verantwortung dar. Unsere Entscheidungen, unser Handeln und unsere Investitionen haben wir klar danach ausgerichtet. So beziehen die Stadtwerke Detmold 100 % ihrer Vertriebsmenge aus regenerativen Quellen. Damit enthält Detmolder KlimaStrom keinen Anteil Kernenergie.

Auch im letzten Jahr ist in moderne Energiesysteme mit Zukunft investiert worden, um die Versorgung in unserer Region sicher, umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten. Insgesamt 14 Millionen Euro haben die Stadtwerke in 2020 investiert, u.a. in neue Anlagen in den Umspannwerken Pinneichen und Heiligenkirchen und in die Verdichtung des Fernwärmenetzes im Bereich Klingenberg- und Bielefelder Straße. Im Wärmespeicherturm am Bahnhof Detmold, der seit Frühjahr 2020 in Betrieb ist, sind Anlagentechnik und Fahrweise unter Einbindung der beiden Holzheizkraftwerke in Horn-Bad Meinberg den Netzbedingungen bzw. der schwankenden Netzlast optimiert worden. Mit der Neubohrung eines Tiefbrunnens im Heidental werden die Weichen für eine sichere und optimale Trinkwasserqualität und -versorgung gestellt.

An dieser Stelle danke ich allen für ihr Engagement im abgelaufenen Geschäftsjahr. Dank unserer Mitarbeiter*innen konnten die Stadtwerke Detmold sich in dieser außergewöhnlichen Situation bewähren und dieses besondere Jahr mit einem guten Geschäftsergebnis abschließen.

Preisentwicklung

Der fortlaufende Ausbau der Erneuerbaren Energien beeinflusst auch weiterhin maßgeblich die Stromgroßhandelspreise. Dies hatte zu einer Steigerung der Beschaffungskosten – neben steigenden Netzentgelten und erhöhten gesetzlichen Abgaben – dazu geführt, dass die Stadtwerke Detmold ihre Strompreise für die Grundversorgungstarife zum 1. Januar 2020 erhöht haben. Zum 1. Januar dieses Jahres wurden die Strompreise stabil gehalten.

Hingegen konnte die für einen langen Zeitraum garantierte Preisstabilität für Gas zum Jahresende nicht mehr aufrechterhalten werden. Neben den leicht gestiegenen Netzkosten haben die Stadtwerke – wie auch viele andere Versorger – die ab diesem Jahr gültige CO2-Bepreisung an ihre Kund*innen weitergegeben.

Risikomanagement

Die Anforderungen an das Risikomanagement aus dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) werden bei den Stadtwerken Detmold mit dem Risikomanagementsystem Ready4Risk erfüllt und umgesetzt.

Die Entwicklung rund um das Corona-Virus hat in unterschiedlicher Art und Weise die geschäftlichen Aktivitäten der Stadtwerke Detmold GmbH beeinflusst. Die zum Infektionsschutz der Bevölkerung vorgenommenen Maßnahmen haben zu Einschränkungen im öffentlichen Leben, einer Reduzierung des Konsumverhaltens und der gesamtwirtschaftlichen Produktion, verbunden mit der Unterbrechung von Lieferketten, geführt. In der Sparte Freizeitbad war mit gravierenden Einnahmerückgängen aufgrund von Schließungen zu rechnen.

Nachfragebedingte Absatz- und Umsatzverschlechterungen waren in den Sparten Energie und Trinkwasser nicht auffällig. Das Risiko wurde eher in Forderungsausfällen aufgrund von Insolvenzen gesehen, die in der Krise einkalkuliert werden mussten.

Ein weiterer Faktor bei der Risikoanalyse stellte die Frage dar, wie schnell und unkontrolliert das Corona-Virus sich in seinem Verlauf ausbreiten und somit die Gesundheit und Verfügbarkeit der Mitarbeiter*innen und damit das Leistungsangebot der Stadtwerke Detmold gefährdete. Die Stadtwerke haben mit mobilen Arbeitsplätzen, der Anmietung zusätzlicher Büroräume und weiteren Schutzmaßnahmen dazu beigetragen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen zu schützen und damit die sichere und stabile Versorgung aufrechtzuerhalten.

Die Abschlussprüfer bestätigen die Angemessenheit, Dokumentation und die Funktionsfähigkeit des Risikomanagements.

Ausblick

Der Klimaschutz steht weiterhin im Zentrum der Energiepolitik. Per Gesetz soll in der EU ein ambitionierteres Emissionsminderungsziel für 2030 festgelegt werden.

Das Gesetz verpflichtet dazu, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 55 % gegenüber 1990 zu mindern. Nachdem Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz eingereicht wurden, setzt das Bundesverfassungsgesetz in seinem am 29. April 2021 veröffentlichten Urteil die Politik beim Klimaschutz unter Druck. Für die Nachbesserungen des Klimaschutzgesetzes haben die Richter eine Frist bis Ende 2022 gesetzt. Die Auswirkungen sind noch nicht abschätzbar.

Nach wie vor sehen wir uns als Stadtwerke in der Verantwortung, in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht unseren Beitrag zur Zukunftssicherung für Kund*innen, Region und unser Unternehmen transparent und glaubwürdig zu leisten. Neben sauberer und bezahlbarer Energie wollen wir dazu innovative, zukunftsfähige Energielösungen und eine nachhaltige Infrastruktur bereitstellen.

Zum Erreichen der Klimaziele ist u.a. die flächendeckende Nutzung von Elektrofahrzeugen eine Grundvoraussetzung. Konsequent bauen wir jedes Jahr die Elektro-Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet aus. Mittlerweile verfügen wir über 50 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Detmold. Ohne Mobilitätswende ist eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende nicht möglich.

Für eine weiterhin hohe Qualität der Trinkwasserversorgung in Detmold werden wir auch in 2021 investieren. Das Wassergewinnungsgebiet im Heidental ist das größte im Stadtgebiet. Hier wird ab Sommer 2021 Trinkwasser aus einer Tiefe von ca. 400 Metern gefördert.

Neubau – Vorbild für den Klimaschutz

Die Stadtwerke Detmold bauen auf dem Grundstück „Am Gelskamp“ ein neues Werkstatt- und Verwaltungsgebäude. Mit dem Ausbau der Geschäftsfelder und der steigenden Anzahl von Mitarbeiter*innen ist das 1981 errichtete Gebäude nun endgültig an seine Kapazitätsgrenze gerückt. Zudem entspricht der funktionelle Bau längst nicht mehr den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz, Schall- und Wärmeschutz. Bezugsfertig soll das als „Effizienzgebäude 40 Erneuerbare-Energien-Klasse“ einzustufende Bauwerk im Frühjahr 2023 sein. Zur Wärmeversorgung des neuen Verwaltungsgebäudes setzen wir auf den Einsatz der eigenen, regenerativ erzeugten Fernwärme.

Eine Photovoltaikanlage deckt den Eigenstromverbrauch ab. Zusätzlich ist vorgesehen, ein Gründach auf einem Gebäudeteil anzulegen. So sollen Energiewende und Artenschutz Hand in Hand gehen und die Flächenanlagen ideal genutzt werden, um Treibhausgase zu reduzieren und der heimischen Flora und Fauna Raum zu geben.

Durch den Einsatz moderner und energiesparender Technik und einer gegenüber den Anforderungen des geltenden Gebäudeenergiegesetzes verbesserten thermischen Gebäudehülle, wird sich der Energiebedarf des Neubaus „Am Gelskamp“ gegenüber dem Bedarf im Bestand erheblich verringern. Damit tragen die Stadtwerke der im Klimapakt mit der Stadt Detmold geforderten CO2-Einsparung Rechnung und schaffen mit dem Neubau darüber hinaus ein Umfeld, das einer modernen und zukunftsfähigen Arbeitswelt entspricht.

Jörg Karlikowski, Geschäftsführer